Das 10. Spendenpraktikum durfte ich am 16.09.2023 im rheinhessischen Familiengut Hauck, Albiger Straße 15, 55234 Bermersheim vor der Höhe (www.weingut-hauck.de) absolvieren. Das Weingut Hauck lernte ich während meines Spendenpraktikums mit Gude Woi im Juli kennen, da wir dort verschiedene Weinbestellungen abholten. Jana, die Nachfolgerin, und ihre Familie waren von meinem Projekt „die spendenpraktikantin“ so begeistert und buchten mich deshalb für ein Spendenpraktikum.
Die Hauck´s, das sind Jana, Heike und Heinz Günter. Sie haben sich mit Herz, Hand und Verstand dem Wein verschrieben. Die Heimat der Haucks ist Bermersheim vor der Höhe, ein kleines Weindorf im Herzen Rheinhessens und Geburtsort der Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Das Weinmachen hat bei den Haucks Familientradition – die ersten Aufzeichnungen gehen auf das Jahr 1727 zurück. Jana promovierte zunächst über Familienunternehmen und stieg danach später in den Familienbetrieb ein. Mittlerweile ist sie staatlich geprüfte Technikerin für Weinbau und Oenologie und sammelte Praxiserfahrungen in Weingütern in Deutschland und Neuseeland.
Am 19.07.23 startete ich um 7.00 Uhr meinen Praktikumstag. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung wurde ich dem Erntehelferteam vorgestellt. Nach eine kurzen Besprechung fuhren wir in die Weinberge. Diesen Moment dort musste ich erst einmal auf mich wirken lassen. Die Sonne erwachte gerade, ein besonderer Duft der Trauben und Natur war zu riechen, diese Ruhe und Stille und einen unglaublichen Ausblick über die Weinberge. Jedem Erntehelfer wurde von Außenbetriebsleiter Martin Huber eine Rebzeile in einem Spätburgunder-Weinberg zugeteilt und man wurde eingewiesen, von welcher Seite die Trauben gelesen werden mussten und nach welcher Kriterien die Trauben selektioniert werden sollten. Von der Vorstellung, dass hier maschinell die Traubenernte stattfindet und wir nur ein wenig nachschneiden, musste ich mich sehr schnell verabschieden. Hier findet noch richtige „Handarbeit“ statt. Ausgerüstet mit einem 20 L Eimer, Handschuhen und der Ernteschere machte ich mich an die Arbeit. Nach ein paar Stunden merkte ich deutlich, wie anstrengend vor allem zeitintensiv diese Arbeit war. Eine sehr klebrige Angelegenheit inkl. Verfärbungen an Händen, Armen und teilweise Gesicht durch die roten Trauben, aus denen ein Roséwein entstehen wird. Ein voller Eimer Trauben wiegt locker 12 kg und davon füllte ich etliche an diesem Vormittag. Die Sonne hatte sich mittlerweile völlig entfaltet und es waren gefühlte 90 Grad.
Nach 4 Stunden Arbeit wurde die Mittagspause eingeläutet. Zurück im Weingut wartete eine leckere Mahlzeit, die von Jana´s Mutter zubereitet wurde. Nach der Mittagspause ging es erneut in die Weinberge und im Anschluss zurück in das Kelterhaus. Dort unterstütze ich bei der Traubenverarbeitung. Eine graue 500 L Kiste fasst ca. 350 kg Trauben. An diesem Tag wurden ca. 6 Tonnen Trauben gelesen. Ich half beim Beladen der Traubenpresse und dem Entrappen der Trauben. Verschiedene Schlauchleitungen durfte ich legen, damit die Edelstahltanks gefüllt werden bzw. Reste dort ablaufen konnten. Unter Anleitung von Rebecca durfte ich einen Hefe/Gäransatz in einen großen Behälter gefüllt mit Most einrühren, da anschließend per Schlauchleitung in den Tank gepumpt wurde.
Jetzt ging es an die Reinigungsarbeiten. Diverse Behälter, Eimer, Trichter, Dichtungen und Deckel säuberte ich gründlich, damit diese für ihren nächsten Einsatz startklar waren. Eine ganz besondere Aufgabe erwartete mich auch noch: Innenreinigung der 10.000 Liter Edelstahltanks. Hört sich erst einmal nicht spektakulär an. Mit einem Wasserschlauch spritze ich von außen durch die Luke Wasser in den Tank, damit sich die Trubreste des Mostes vom Boden auflockerte und abfließen konnte. Mit eine Art Kopfsprung (wie im Schwimmbad) gleitete ich durch das sogenannte „Mannloch“, eine etwa 40 cm breite Luke und mich dann im Inneren des Tanks aufzurichten. Mit dem Schlauch spritze ich die Rückstände im Tank ab und löste diese mit einem großen Bürste. Ein beklemmendes Gefühl, da das Wasser von oben auf mich tropfte, die Luft war sehr stickig war und die kleine Taschenlampe spendete nur schummriges Licht spendete. Jetzt war mir auch klar, warum ich die Regenjacke überziehen musste. Der Kopfsprung aus dem Behälter gestaltete sich als sehr schwierig und ich bemerkte direkt kleine Abschürfungen an den Knien und Schmerzen im Bein, Arm und Hüftbereich, trotz langer Hose.
Erschöpft, müde aber sehr glücklich endete um 19 Uhr mein Praktikumstag. In den nachfolgenden Tagen kämpfte ich mit einem starken Muskelkater in den Amen, Rücken, Fingern und Beinen. Dazu gesellten sich auf dem gesamten Körper diverse große und kleine farbenfrohe Flecke. Am Praktikumstag wurde ich mit einer großzügigen Spende in Höhe von 500,00 € überrascht, worüber ich und mein Projekt sich sehr freuten.
Meine persönlichen Worte: Jana ist mit ihren sehr jungen Jahren bereits ein Profi. Ihre Leidenschaft gehört dem Wein und der Arbeit. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl leitet sie das Familienunternehmen vorbildlich und macht jeden Kunden glücklich. Ein sehr bodenständiger Mensch, der das Herz am rechten Fleck trägt. Ich bedanke mich ganz herzlich, dass ich so einen schönen und interessanten Praktikumstag erleben durfte. Wieder wurde mir viel Vertrauen entgegengebracht und ich durfte gleich voll und ganz mit anpacken. Eine großartige Erfahrung, dass ich hinter die Kulissen des Winzerberufes schnuppern durfte. Danke, dass ich so liebevoll empfangen wurde.